Wappen

Böhlen in der Landgemeinde Stadt Großbreitenbach / Thür

Die Gemeinde Böhlen liegt (im Gegensatz zu seinen Nachbarorten Friedersdorf und Wildenspring) nicht in einem engen Tal, sondern zieht sich (ebenso wie Großbreitenbach) von einer Hochfläche allmählich talwärts. Der Ort ist von der Anlage her ein typisches Straßendorf des Thüringer Schiefergebirges und bildet das Tor zum Schwarzatal für die Landgemeinde. Böhlen ist verkehrstechnisch gut erschlossen. So führt eine neue Straße in die Schwarzatal-Region und nach Großbreitenbach. Über die Anbindung an die Landstraße von Königsee nach Großbreitenbach (Hohe Tanne) steht auch der Weg in Richtung Rennsteig oder die größeren Städte offen. Dies hat der Ort nicht zuletzt seiner wechselvollen wirtschaftlichen Entwicklung zu verdanken.
Ortsstraße Böhlen

Im Jahre 1442 wurde die Gemeinde Böhlen erstmals urkundlich erwähnt. Mit dem früh einsetzenden Bergbau wurde die Ansiedlung bekannt und interessant. Schon Anfang des 16. Jh. wurde nach Gold, Silber, Kupfer, Wismut und Blei gegraben, dazu eigene Schmelzhütten eingerichtet, ein Alaun- und Vitriolwerk (Wallbrücke) nahm seine Arbeit auf und es wurde sogar ein eigenes Bergamt eingerichtet. Ursache für diese positive wirtschaftliche Entwicklung war neben einer entsprechenden Ausbeute der Bergwerke wohl vor allem auch die Tatsache, dass durch den Schwarzburger Grafen Heinrich XXXIV. allen Ansiedlern mit einer Urkunde vom Jahre 1533 Privilegien eingeräumt wurden, wie sie anderswo nicht zu finden waren: "Freies Bauholz zu Wohnungen und Grubenbauten sowie Brennholz, den Gewerken auf zwei Jahre freie Kohlen zum Schmelzen und Rösten ferner einen Wochenmarkt und das Recht, frei zu mahlen, brauen, schenken, backen und schlachten und Handwerk zu treiben, Blick auf Böhlen 1995 endlich die Erlaubnis, im Flure Bären, Schweine, Rehe, Hasen und Federvieh zu fangen und zu jagen und im Breitenbach zu fischen. "Es ist überliefert, dass im Jahre 1615 in der Kurau eine Schwefelhütte oder ein Schwefelwerk bestand, das aber später wieder einging. Besonders am Kirchberg und im Böhlener Tal sind auch heute noch zahlreiche Spuren des ehemaligen Bergbaus zu finden. Aber auch andere Gewerbe prägtenim Laufe der Jahrhunderte das Wirtschaftsprofil der Gemeinde. So wurde der für die Kräutergarten-Region typische Olitätenhandel auch in Böhlen ausgeübt. Darüber hinaus verkauften Böhlener Fuhr- und Handelsleute auch andere Waren des Waldes. So werden die Erzeugnisse der Böhlener Beil- und Waffenschmiederei sowie der umfangreich betriebenen Weberei und der seltenen Holzdrahtweberei wohl mit zu ihren wichtigsten Handelsartikeln gezählt haben. Besonders die Weberei hatte über Jahrhunderte hinweg in Böhlen große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. Die Aufgabe des Bergbaus im 19. Jh. wegen zu geringer Ausbeute und der Niedergang des hochentwickelten Weberhandwerks im Ort durch die 1844 beginnende Industrialisierung auch in diesem Bereich, (mechanische Webstühle) hatte für Böhlen verheerende Folgen. Denn mit dem Verlust dieser Erwerbsmöglichkeiten setzte eine große Verarmung in der Gemeinde ein. Diese führte zu einer Auswanderungswelle, die größer war als in allen anderen Orten des Lange-Berg-Gebietes. Den traurigen Höhepunkt bildete die Aussiedlungsaktion vom 8. März 1852. Ganze Familien, Frauen und Männer, Kinder und Alte wurden mit Fuhrwerken nach Weimar zur Bahn gebracht. Insgesamt 150 Böhlener mussten ihre Heimat verlassen, 13,6 % der Ortsbevölkerung! Ein spektakulärerer Vorgang. Alternativlos in das soziale "Aus" gedrängt und diffamiert als "Wilddiebe" und "loses Gesindel und Bettler", mussten diese Menschen ihr Böhlen, ihre Heimat verlassen. In Hamburg angekommen, ging die Reise mit zwei Segelschiffen nach Rio de Janeiro. Regional bekannt geworden ist dieses Ereignis als "Blutschande von Böhlen". Bereits 1834 wanderten die ersten Böhlener nach Nordamerika aus. Und von 1841 bis 1853 gingen 152 Personen nach Brasilien. Im ganzen sind in jenem Jahrhundert bis zum Jahre 1862 über 200 Personen nach Übersee ausgewandert, um Not und Armut zu entfliehen und dort ihr Glück zu versuchen.

1858 wurde in Böhlen das erste Sperrholzwerk Deutschlands gegründet und dieses verhalf wieder zahlreichen Einwohnern zu Arbeit und Brot. Die sich damit entwickelnde Holzindustrie und das Tischlerhandwerk nahmen ihren stärksten Aufschwung besonders seit Beginn des 20. Jh. Das Holzwerk war bis in die Gegenwart hinein größter Arbeitgeber im Ort. Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde war die im Jahre 1903 aufgenommene Produktion von Haushaltsthermometern von großer Bedeutung. Zu dieser Firma, die 40 Leuten Arbeit bot, gesellte sich im Jahre 1928 ein zweiter Betrieb, der Thermometerröhren herstellte. In diesem Produktionszweig konnten bis vor einigen Jahren eine Reihe von Böhlener Bürgern ihr Einkommen sichern. Aber auch seltene Gewerbe waren bis vor kurzem in Böhlen ansässig, wie das Beispiel des einzigen Sanduhrenherstellers Deutschlands zeigt.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde ist heute geprägt von der Kindermöbelproduktion und verschiedenen kleineren Handwerksbetrieben. Darüber hinaus setzt der Ort in den letztenJahren aber auch verstärkt auf den Tourismus. Dabei hat man insbesondere den Individualtourismus in der herrlichen Umgebung des Thüringer Schiefergebirges im Blick. Wandergruppen die gastlich aufgenommen werden, Familien oder Individualtouristen in der Hotelpension "Lärche", in Ferienwohnungen oder Privatquartieren.

Zum geselligen Verweilen im Ort laden typische Heimatfeste wie die Kirmes, traditionelle Vereinsveranstaltungen wie der Karneval oder auch Sporteinrichtungen, wie Kegelbahn und Turnhalle, ein. Besondere Angebote für den interessierten Wanderfreund sind neben dem gut ausgeschilderten Wanderwegenetz geführte Wanderungen sowie Ganztagsausflüge zu Sehenswürdigkeiten und kulturhistorischen Stätten der näheren und weiteren Umgebung. In Böhlen kann man aber für den Kulturfreund auch mit einer weiteren Besonderheit aufwarten; Brunnenanlage denn 30 Jahre fanden im Ort, gefördert durch den Freistaat Thüringen, die Thüringische Sommerakademie für Kunst und Musik statt, die sowohl vor allem jungen Künstlern Möglichkeiten zum kreativen Schaffen als auch den Einheimischen und Gästen Möglichkeiten zur Begegnung mit der Kunst in ländlicher Umgebung gab. Die neuen Eigentümer des Fabrikhofes in Böhlen wollen den Ort mit einem ähnlichen Konzept weiterführen und als kreativen Arbeitsort erhalten. Das die Gemeinde Böhlen seit 1993 anerkannter Förderschwerpunkt im Rahmen des Dorferneuerungsprogramm des Landes ist, spiegelt sich auch im Ortsbild, z.B. mit der schön gestalteten Brunnenanlage und deren Umfeld in Dorfmitte wieder. Weitere attraktive Verweilpunkte und Einrichtungen sollen folgen und eine zunehmende Attraktivität Böhlens auch als Ferienort beitragen.

Zur Landgemeinde gehören außerdem:
Allersdorf, Altenfeld, Friedersdorf, Gillersdorf, Großbreitenbach, Herschdorf, Neustadt a. Rstg., Wildenspring, Willmersdorf
Verschiedene Links zu Großbreitenbach und Umgebung. / Fragen zur Seite bitte an briefk2.png Wolfgang Erdtmann!
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